Masse und Gewichte

Diese Malter, Mütt, Gulden, Jucherten und Mannmad tönen interessant, aber um Vergleiche anstellen zu können sollten wir wissen, was sie bedeuteten und was man damals für einen Gulden kaufen konnte. Entsprach die Juchart unserer noch heute gebräuchlichen „Jucherte“? Wohl kaum, denn das metrische System wurde in der Schweiz ja erst im 19. Jahrhundert eingeführt. Der Spruch aus dem Jahre 1655 an einem Spycher hilft uns auch nicht weiter:
 
„Diser Spycher gebauwt war der gestalt 
Da der Mütt Kernen 2 Gulden galt 
Der Wein 4 Gulden, also bar 
Geschah im 1655ist Jahr."

Wenn man der Sache aber auf die Spur geht stellt man fest, dass es bei den Masseinheiten je nach Region grosse Unterschiede gab. Nicht nur das, auch fand 1836 die grosse Umwälzung statt, so dass die Masse vor und nach diesem Jahr unterschiedlich sind.

Die Hohlmasse

 
Für trockene Ware vor 1836 1 Malter  8 Viertel 2 Mütt
1 Viertel  4 Vierlinge 16 Mässli
Für trockene Ware nach 1836 1 Malter 10 Viertel oder 10 Sester 150 Liter
1 Viertel  4 Vierlinge 15 Liter
1 Ledi  6 Viertel 
Für Flüssigkeiten vor 1836 1 Konstanzer Eimer 32 Mass 38½ Liter
  1 Saum  6 Eimer
1 Fuder Wein  ca. 1000 Liter
Für Flüssigkeiten nach 1836  1 Saum 4 Eimer 100 Mass 150 Liter
1 Mass 4 Schoppen 1½ Liter

Ein Ledi war gebräuchlich bei Obst, wozu besonders gezeichnete Ledi-Säcke aus starkem Hanfgewebe verwendet wurden.

Das Eimer-Mass in Kübelform war im Kanton Thurgau bis in die neuere Zeit zum Einfüllen der Mostfässer gebräuchlich

Hohlmasse weisen je nach Inhalt ein unterschiedliches Gewicht auf. Ein Mütt Kernen wiegt vor 1836 ca. 70kg während ein Mütt Hafer es lediglich auf 42 bis 49kg brachte. Aufschlussreich sind die Jahreserträge welche der Wagerswiler-Zehnte in einem guten und einem schlechten Jahr erbrachte:
 
 

Jahr
Kernen
Hafer
Heugeld
Hühner
1601
18 Mütt
18 Mütt
1G 37Kr
18
1604
34 Mütt
34 Mütt
2G 38Kr
34

Die Flächenmasse

1 Hube = 30 - 50 Jucharten
1 Schuppose = 10 - 15 Jucharten
1 Juchart Acker = ca. 34 Aren
1 Mannmad Wiesen oder Heuwachs ca. 35 Aren
1 Manngrab Reben = 1/10 Juchart
1 Juchart = vier Vierlinge

Nach eine anderen Quelle ist eine Jucharte Ackerland zwischen 34½ und 50 Aren gross, während ein Mannwerk Mattland zwischen 31 und 45 Aren misst.

Münzwesen

Die frühere Konstanzer Währung war das Pfund (Pfund Schilling genannt), wurde dann abgelöst durch den Gulden. Ein Gulden war zwei Pfund wert. Ein Pfund hatte 20 Schillinge und ein Schilling 12 Pfennige oder Denare. Diese Einteilung sollte denjenigen, die England vor Februar 1971 bereisten, noch in guter oder weniger guter Erinnerung sein sollte.

1 Gulden (fl) = 15 Batzen = 20 Groschen = 60 Kreuzer = 240 Pfennige = 480 Heller.

Was aber waren diese Münzen wert? Ein Gulden entsprach Fr. 2.12 und es war tatsächlich nicht viel, wenn etwas "keinen Heller wert" war.  Die Turmkugeldokumente der Pfarrkirche in Schwyz aus dem Jahre 1651 geben uns genau Auskunft: Ein Saum Wein (183 Liter) kostete 28 Gulden, ein Mütt Kernen ca. 10 Gulden, eine gemeine Kuh bis 44 eine schöne Kuh bis 66 Gulden. Ein Stein Anken (2,5 kg) 24 Schillinge und ein Mäss Salz (1,83 Liter) 8 Gulden. Ein Senn bekam im Sommer 36 Gulden und im Winter 14, davon konnte er sich wenigstens 91½ Liter Wein kaufen. Und noch ein Hinweis: Die Besoldung des Zürcher Bürgermeister Brun betrug im Jahre 1340 180 Pfund Schillinge.